Am vergangen Donnerstagabend, 21. Januar 2016 füllte sich die Aula der Schule Wier zunehmend. Das Elternforum Ebnat-Kappel lud zum Vortrag „Bubenstärken – Buben stärken“ mit Referent Lu Decurtins ein.

Die Präsidentin vom Elternforum, Ursula Minder begrüsste die circa 100 anwesenden, hauptsächlich Buben-Eltern und zeigte sich überrascht und glücklich, dass so viele Zuhörer/innen den Weg in die Aula auf sich genommen haben. Mit Adjektiven, welche zu typischen Jungs passen, startete sie ins Thema und übergab das Wort an Lu Decurtins.

Der Supervisor, Sozialpädagoge und Vater von drei Kindern, welcher sehr viel mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit Eltern arbeitet, startete sein Referat mit einer Frage in die Runde. Alle Eltern von Jungs mussten aufstehen und je weniger Jungs man hat, desto eher musste man absitzen, bis am Schluss nur noch die wenigen Eltern von vier Jungs standen. Anschliessend wollte er wissen, was typische Eigenschaften von Buben sind und ob diese positiv oder negativ seien. Das Publikum machte sehr gut mit und so konnten etwa gleich viele positive wie negative Eigenschaften zusammen getragen werden. Mit diesen Eigenschaften wollte er aufzeigen, dass diese nicht auf alle Jungs zutreffen müssen und dass Mädchen auch so sein können wie Jungs und umgekehrt. Es gäbe also keine klare Grenze zwischen „Männlein und Weiblein“.

Wenn von Jungs gesprochen werde, seien es sehr häufig negative Nachrichten, auch in den Medien oder in Büchern. Jungs wollen negative Eigenschaften haben, erwähnte Herr Decurtins. Er gab aber er dem Publikum mit auf den Weg, sie sollen ihre Buben so oft wie möglich loben. Am besten im Verhältnis 3:1 (Lob:Kritik), denn erst so empfinden die Jungs es als ausgeglichen. Es sei zwar schwierig, aber enorm wichtig, betonte der Referent.

Mit einer Zeichnung zeigte Herr Decurtins auf, mit welchen Bezugspersonen Jungs in Kontakt treten. Dabei wurde ersichtlich, dass es in den ersten Jahren bis zur Oberstufe hauptsächlich Frauen sind: Mutter, Spielgruppen-Leiterin, Kindergärtnerin, Primarlehrerin, … Erst ab der Oberstufe kämen die männlichen Bezugspersonen dazu: Oberstufenlehrer, Fussball-Trainer, Polizist, Jugendanwalt, … Am Anfang kämen die Männerbilder nur von aussen: der Kranführer, der Lastwagenfahrer, … Sie haben sehr wenige direkte männliche Bezugspersonen.  Auch den Vater sehen viele Knaben nicht sehr häufig, wodurch oft das Bild vom Super-Papa entsteht. Dies sei problematisch, erklärte Lu Decurtins. Da Väter oft arbeiten, wollen sie in der Zeit, welche sie mit den Kindern verbringen, cool und lässig sein und zeigen keine Schwächen. Für Jungs ist das stressig, da sie auch so sein möchten wie ihr Papa. Als Tipp gab der Referent darum mit, dass ein Junge mindestens drei Schwächen vom Vater kennen sollte.

Dann referierte Herr Decurtins über das Männerbild. Männer seien leistungsfähig, spielen Fussball, sind mächtig und stark. Männer tragen Waffen und Männer schiessen. Daher kommt das Interesse der Jungs fürs Ballern. Wir Eltern müssen uns aber keine Sorgen machen, wenn die Jungs eine Phase haben, in welcher sie immer wieder so tun, als würden sie schiessen. Je entspannter wir mit dem „Pengpeng“ umgehen, desto eher verschwinde es wieder. Männer seien auch cool und dürfen keine Gefühle, wie Angst, Trauer, Schwäche oder Kränkung zeigen. Es gibt sehr selten Situationen, in welchen Männer weinen. Männer können daher aber z.B. Scheidungen viel weniger gut verarbeiten, weil sie nicht trauern. Zu diesem Thema erzählte Herr Decurtins ein gutes Beispiel: Ein Junge hat am Wochenende mit dem Papa einen hohen Turm gebaut und möchte das am Montag im Kindergarten auch tun. Ein Mädchen spielt auch mit und sie wetteifern, wer den höheren Turm bauen kann. Das Mädchen baut den höheren Turm und die typische Buben-Reaktion darauf ist, er kickt den Turm um und sagt: „Isch eh ä blöds Spiel gsi!“ Er kann seine wahren Gefühle nicht zeigen.

Der Referent zeigte weitere Eigenschaften von Männern auf.  Männer seien kollegial und stark in der Gruppe. Es bringe nichts, Gruppenhierarchien zu bekämpfen, dies sei chancenlos, man solle sie nutzen.

Männer seien stumm oder brauchen wenig Worte. Mit dieser Aussage wollte Herr Decurtins Verständnis wecken für Jungs, welche auf die Frage „Wie geht es dir?“ nichts antworten. Sie machen dies nicht, weil sie keine Antwort geben wollen, sondern weil sie es nicht können. Mit einem Jungen frontal ein Gespräch zu führen sei sehr schwierig. Schwierige Gespräche sollten während einer Handlung wie z.B. gemeinsamem Abwaschen oder Auto putzen stattfinden.

Am Schluss kam der Referent noch auf die biologischen Unterschiede zwischen Mädchen und Knaben zu sprechen. Diese sind vor allem in der Pubertät spürbar, wenn das Testosteron bei den Knaben einschiesst. Die Jungs können sich in einem Jahr enorm entwickeln und müssen sich dann zuerst an den „neuen“ Körper gewöhnen.

Mit den folgenden Tipps: die Eltern, vor allem die Papas sollen an der Entwicklung der Jungs teilhaben, wir sollen Rollencoaching machen und mit den Jungs in Kontakt bleiben und auch einmal nur mit einem Jungen alleine etwas unternehmen, leitete Herr Decurtins zu den Fragen über.

Pünktlich um 22 Uhr applaudierte das Publikum und  Ursula Minder verabschiedete Lu Decurtins mit einem kleinen Präsent und dankte für das spannende Referat.

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